Dienstag, 14. April 2020

Ei, Ei, Ei ...




Andächtig saß um die siebte Stunde am Sonntag Morgen immer noch eine einsame Gestalt in den heiligen Hallen und schien ein merkwürdiges Gebet zu murmeln: „Chrrrrrrrr ... schnurchel hmmm ... CHRRRRRRRRR!“

Aber Erdmutes Worte, die ich am Abend zuvor gehört hatte, haben auch mir Kraft gegeben und dafür bin ich ihr sehr dankbar.


Der Plan, die zweite Runde der Ostermesse zu erleben, war wohl der Müdigkeit zum Opfer gefallen. Es war im Grunde genommen auch nicht verwunderlich: Seit Donnerstag Nacht hatte ich mich in meinem Atelier verschanzt, dabei alte Bücher und Schriftrollen gewälzt, um eine Möglichkeit zu finden, den alten Halunken Levi zu retten.

Während meiner Nachforschungen fiel mir ein merkwürdiges Horn unter dem Tisch auf. Weder Candio noch ich wußten uns darauf einen Reim zu machen. Aber vielleicht hatte es auch nur Lady Nichneven verloren, als das Schwarze Buch beim Übersetzen so einen Ärger gemacht hatte.



Die Audienz 


Auf der Audienz am Sonntag Abend zeigte Prinz Lennard sein neustes Kunststück - wie man ein Ei auf dem Kopf balanciert. Wirklich beeindruckend!



Eine Wolke hatte ihn damit beworf ... beregnet. Jetzt liegt wohl buchstäblich der Segen von Ostern auf seinem Haupte.

Nach der Ostereierei wurde es dann ernst: Anna berichtete von der roten Fontäne, die sich im Westen von Avalon gebildet hatte. Ich war ein Narr, zu denken, dass dieses übernatürliche Ereignis noch eine Weile unentdeckt bliebe! An diesem Abend wollte ich eigentlich nicht irgendetwas darüber verlauten lassen, aber als Experte für merkwürdige Phänomene, war mein Name sofort im Spiel.

Ich bekam leider nur mit halben Ohr mit, dass Anna und Jules sich der Sache persönlich annehmen wollten und Lady Nichneven hatte recht: „Ob das eine gute Idee ist?“ Mein Ohren surrten vom Blut, das mir in einem Anflug von leichter Panik, in den Kopf geschossen war. Hoffentlich würde ich nicht zu viel verraten!



Wahrscheinlich war meine Vermutung, dass die Drow oder das Monster nichts damit zu tun hätten, ein Tick zuviel gewesen. Vielleicht hätte ich es doch der Drow in die Schuhe schieben sollen?

Ich versicherte dem Prinzen, dass wir alles tun würden, um dieses Unglück in Schach zu halten. Sein unerschütterliches Vertrauen in einen magischen Stock, schien mir dabei etwas übertrieben. Lassen wir ihn aber lieber in dem Glauben. Wenigstens einer, der noch halbwegs ruhig schlafen kann.



Der Seitenhieb mit: „Ich kann nicht jeden retten, wenn er über die Stränge schlägt.“, war ein durch die Blume gemeintes: „Bau ja keinen Mist!“ Seine Antwort gab mir allerdings ein paar Rätsel auf: „Es geht ums Volk und die Bewohner ...“ War das eine Drohung?

Die Drow dürften sich, trotz Lennards Zuversicht, nicht so einfach von einem magischen Utensil einschüchtern lassen. Wenn man bedenkt, dass ich mit Stab hinterrücks in eine Statue verwandelt wurde.

Gegen das Monster musste auch noch etwas unternommen werden, aber das Tierchen war nichts im Gegensatz zu dieses Ungetüm, das auf der letzten Audienz das Beben verursacht hatte. Mit Sicherheit würde es nicht bei diesem einen Mal bleiben.


Das Angebot mit den Wachsoldaten war zwar nett gemeint, aber auch nicht sehr hilfreich. Wie sollten einfache Soldaten gegen diese Übermacht ankommen? Aber vielleicht stärkte es die Einheit bei der Bewältigung dieser großen Krise. Man kann ja nie wissen ...

Seit der letzten Audienz war von dem Kristall immer noch keine Spur zu finden. Ich wiederholte das Angebot der Belohnung und versicherte, es wäre eine komplexe Anleitung notwendig, um den Kristall nutzen zu können. Was für ein Humbug! Aber wer sollte das schon wissen?



Ich berichtete in diesem Zusammenhang auch vom Verschwinden Sir Levis. Es lag nahe, dass man ihn verdächtigte, den Kristall gestohlen zu haben. Aber der hatte wohl ganz andere Sorgen als einen Kristall zu stibitzen. Ich wollte seinen Ruf nicht ganz in den Schmutz ziehen lassen und gab zu Bedenken, dass Sir Levi schlau genug gewesen wäre, auch die Anleitung dazu zu klauen. Da kam Sir John auf den Plan, der wohl ein oder auch zwei Augen auf die Belohnung geworfen hatte. Mein verstärktes Misstrauen war geweckt.

Die Rechnung für die Drow war aber die Krönung des Abends. Ein Bösewicht versucht das Land zu erschüttern, hat eindeutig die Macht den Untergang eines ganzen Reiches zu erwirken und bekommt eine Rechnung für unerlaubtes Lagern eines Artefaktes auf dem Marktplatz? Das ist absurd!



Lady Elamanu hatte sich über das Monstrum schon vor längerer Zeit beschwert und wir versiegelten es zur Sicherheit.

Dieses Ding musste weg! Aber Prinz Lennard schien da anderer Meinung zu sein. Seine merkwürdige Hinauszögerungstaktik gab mir erneut Rätsel auf. Steckte da mehr dahinter - ein spezieller Kniff, um die Wogen zu glätten oder wie die Königin der Elben schon andeutete: War er auf der Seite der Drow?









Die Drow heckten eindeutig etwas aus und Canidio hatte ihre Ohren auf die Umgebung gerichtet. Sie machte sich große Sorgen um Luba und Jules. Ihrer Intuition konnte man im Allgemeinen recht gut vertrauen. Ich hatte mal wieder den Kopf woanders und erkannte das nicht.

Die Audienz war gerade beendet, da stand auch schon Sir John vor mir und behauptete den Kristall auf einem Händlermarkt gesehen zu haben. Einen der meiner Version wohl ziemlich ähnlich sei. Er wäre so frei, mir seine Hilfe anzubieten, ihn zurück zu holen. „Ach...? Naja.. Kristalle gibt es wie Sand am Meer, die dem ähnlich sehen. Seid Ihr Euch wirklich sicher?“, hakte ich nach. „Zu 100 Prozent ... zu 99 Prozent.“, korrigierte er schnell. Für einen, der den Kristall nicht geklaut haben soll, eine ziemlich hohe Quote ...

Er war sogar so dreist für seine Auslagen wie Schiff, Besatzung und Gefahren noch einen Bonus auszuhandeln. Ich wand ein, nur unter der Bedingung, dass ich mitkäme. Dann gäbe es auch fünf Goldstücke. Aber das Schlitzohr wiegelte ab und verweigerte meine Mitfahrt mit der Ausrede, es wären geheime Märkte. Tja - geheime Märkte nennt man wohl eher Schwarzmärkte und wer treibt sich meist auf diesen herum? Klingt irgendwie nach einem Geständnis.


Ich erklärte, ich könne ohne meine Anwesenheit nur drei Goldstücke drauflegen. Sir John war definitiv nicht zufrieden. Er hatte es auf noch einen Barren Gold abgesehen. Ich versuchte mich damit herauszureden, dass die Elbenkönigin diese Belohnung ausgepriesen hätte. Schnell holte ich noch Canidio als Schatzverwalterin mit ins Boot. Aber letztendlich hatte der Geier mich am Haken und einen Barren Gold mehr ausgehandelt. Preis: Der Kristall und die Information, wer der eigentliche Dieb wäre. Sir John gab ich noch eine Warnung mit auf den Weg -  falls er darin verwickelt sein sollte, würde ich das herausfinden!

Im Hintergrund postierten sich derweil die Drow, um ihren aktuellen Zielen nächer zu kommen.  Anscheinend hatten sie es wirklich auf  Luba und Jules abgesehen. Canidio behielt die Lage scharf im Auge. Die Leuchtturmwärterin war leider schneller weg, als man gucken konnte. Die eine Drow mit der Knochenmaske war plötzlich auch spurlos verschwunden. Na hoffentlich ging das gut aus ...

Jules geriet in Panik, als die Drow eine Auskunft von ihr verlangte. Canidio behauptete das Gleiche. Wie ein winselndes Hündchen schob sie sich nach hinten und kollidierte auch noch mit Lady Nichneven, die ihren finsteren Charme spielen ließ. Ich hatte derweil ganz andere Sorgen mit einer klebrigen Hand vom Vertragsabschluss.

„Ich muss mit euch reden!“, zischte Nafreda zu Jules. Aber die Rothaarige war etwas überfordert von der Masse an Leute, die sie umringte. „Ihr wisst gar nicht, wie egal mir das ist. Ihr wolltet mich ja auch schon kaufen! Meint ihr, das hab ich vergessen?!“, brüllte sie die Drow an. Nafreda spuckte in ihrer Sprache wohl einen Fluch aus, doch dann erwiderte sie in überfreundlicher Art: „Wie ihr wünscht, dann gehabt euch wohl.“
 

„Der tue ich Fliegenplize in den Honig.“, brummte sie der Drow hinterher. „Versucht es nur!“, grinste Nafreda frech, als sie sich noch einmal umdrehte. Damit verschwanden die Zwei und zurückblieb eine verstörte Jules. Schnell wollte sich diese auch aus dem Staub machen, da wurde sie noch von Lady Nichneven gestoppt. Es stellte sich heraus, dass Canidio doch keine Frage an Jules hatte, sondern sie nur schützen wollte. Somit machten sich dann alle auf den Weg nach Hause.

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