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Montag, 3. August 2020
Die Suche nach den Steinen - Teil 1
Die Worte von Lady Nichneven spukten auch noch am nächsten Tag in meinem Kopf herum: Sir Leviathan solle bald wieder da sein. Aber das war nur ein Gerücht. Nur wenige kannten die Wahrheit.
Scheinbar wurden immer mehr Stimmen nach ihm lauter. War es Sehnsucht nach diesem alten Halunken? Viel zu lange musste er schon in seinem jetzigen Zustand ausharren. Ich ertappte mich dabei, wie ich den Sinn all dessen in Frage stellte. Lohnte sich der ganze Aufwand? War er nicht besser aufgehoben in dem Zustand, in dem er jetzt war?
Nein, das war absurd! Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Es war beschlossen: Um Sir Levianthans Willen mussten wir das jetzt durchziehen! Mit einem frustrierten Geste haute ich die Faust auf den Tisch, dass die Gegenstände darauf in die Höhe hüpften.
Ich grübelte über den Inhalt des Schwarzen Buches und klopfte die Seiten in meinem Gedächtnis auf der Suche nach einem Hinweis über die Steine ab. Noch hatten wir keinerlei Anhaltspunkt, wo sie zu finden waren. Dabei waren sie von essentieller Bedeutung, um diesen Halunken zu einem Stück wieder zusammenzufügen.
Ich verweilte bei der Stelle mit der Handnotiz:
„Welch Ehre - Auszeichung: Kampfmagier, Rang: Veteran Stufe: A, alles von der Pike auf neu gelernt! Das war es nicht wert! Aussehen geändert, ertrage es nicht mein altes Gesicht zu sehen.“
Was hatte das nur zu bedeuten? Lady Nichneven war schon darüber gestolpert. Mit der Passage konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Es klang schon sehr sarkastisch, wie Sir Leviathan die Worte aufs Papier gekritzelt hatte. Von Eigenlob war da keine Spur.
Da wurde es mir schlagartig klar: Er hatte sich da etwas aufgebürdet, was er partout nicht gewollt hatte. All diese Ungereimtheiten machten mich konfus. Welchem Umstand war es zu verdanken, dass er zu solch drastischen Mitteln griff? Das war fast so, als hätte ich mir das Haupthaar geschoren und wäre Inquistor geworden!
Ich grübelte eine Weile darüber. Sir Levi hatte ich noch nie verstanden. Seit wir uns kannten, waren wir nie gleicher Meinung. Wir hatten immer aneinander etwas auszusetzen, seine Herangehensweise an gewisse Dinge war mir immer wieder ein Dorn im Auge und wann immer möglich, piesackten wir uns bis aufs Blut. Irgendwie zwei schräge Vögel, die sich dennoch auf gewisse Weise ähnelten. Es war verrückt!
Ein paar alte Erinnerungen krochen in mir hoch, die ich schon längst für vergessen hielt. Ich musste lauthals lachen, als sich die Szene mit den Blumenhaaren, vor meinem geistigen Auge abspielte.
Wahrscheinlich werden wir uns auch nie wirklich verstehen. Aber wir hatten dennoch Momente, die mir irgendwie fehlten. Mir entfleuchte, ohne wirklich darüber nachzudenken, die Frage: „Was machen wir nur, alter Freund?“ Ich zerknüllte eins meiner Papiere und warf es resignierend in die andere Ecke des Ateliers. „Genug gegrübelt!“, sagte ich mir, schnappte mir Tadalafil und ergriff die Flucht hinaus in die Nacht!
Teil 2 folgt in Kürze ...
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