Mittwoch, 5. August 2020

Die Suche nach den Steinen - Teil 2


Die Sterne leuchteten hell am Himmel, als ich wieder von meinem kleinen Rundgang zurückkam. Den erhofften klaren Kopf hatte ich dennoch nicht bekommen. Meine Gedanken kreisten immer noch um die gleichen Fragen wie zuvor. Resigniert legte ich mich zur Ruhe.

Mit Schäfchen zählen, war es leider nicht getan. Ich dachte noch an die Zeit, wo wir Leviathan das erste Mal gerettet hatten. Irgendwann schlief ich wohl ein und ließ im Traum die Erinnerungen Revue passieren.

„Krääääääääääääähhhh .. krrrräächhhzzerieeeeee!“, der Hahn riss mich mit seinem erbarmungslosen Schrei wieder aus meinen Träumen. Ich hatte nicht wirklich viel Schlaf gehabt und taumelte mit dem Kopf hoch: „Der landet das nächste Mal im Kochtopf“, murmelte ich „... und ich werde ihm dabei jede vermaledeite Feder einzeln ausrupfen!



Zerknirscht schlurfte ich die Leiter herunter und setzte mich noch schlaftrunken an meinen Schreibtisch. Mein Blick fiel auf das Bücherregal und den Stapel davor, der noch darauf wartete, einsortiert zu werden. Irgendwie kam mir das Buch bekannt vor. Ich fixierte es für einen Moment mit meinem Blick. Moment mal! Das war doch Leviathans Tagebuch?


Ich schnappte mir das Tagebuch und blätterte noch einmal akribisch darin. Sir Leviathan hatte uns schon soweit mit seinen Hinweisen geführt. Irgendwo musste es hier doch eine Antwort geben! Kurz bevor ich es zuschlagen wollte, stach mir etwas ins Auge - ein Satz, der auf der letzten Seite zu finden war:

„Das Tal der Schlangen. Mein alter Blut lüstender Freund, möget ihr über die Steine schweigen bis die Zeit reif ist.“

Das wars! Wie konnte ich das nur derartig übersehen? Mit den Steinen konnten nur die Gesuchten gemeint sein und der Ort war auch mit angegeben. Aber wo? Der blutlüsternde Freund wisse die Antwort ... Nach einmal kurz grübeln, wurde es mir schlagartig klar:

M I T H R A N D I R!

„Heureka, Canidio... Canidio! Wir haben es!“, brüllte ich aus dem Atelier. Canidio war mit Sicherheit wieder bei ihrem morgendlichen Bad. Ich hechtete voller Eifer zur Tür hinaus und hatte dabei etwas völlig übersehen ...


„Uuups...“, entfleuchte es mir und schon war ich wieder im Atelier verschwunden, um mir was anzuziehen. Canidio hatte ein paar Blätter für den Frühstückssalat gesammelt und dabei gar nicht mitbekommen, wie ich, etwas unpassend gekleidet, hinausgestürmt war.


Irgendwann nach dem Frühstück machten wir uns dann auf den Weg zu Sir Leviathans Kontor. Es herrschte dort geschäftiges Treiben. Wie es aussah, waren sie gerade dabei das Mittag vorzubereiten und bei all der Anzahl an Angestellen war das auch kein Wunder.

 
Mithrandir bewachte wie immer die Tür. Er nahm sich kurz einen Schluck aus einem Fläschchen und als er uns entdeckte, ließ sie auch schnell wieder verschwinden. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein Hüne einen Stärkungstrank brauchte.

Er erwiderte knapp unseren Gruß und musterte uns etwas grimmig. Wir versuchten dann erst einmal auszuloten, wie es ihm und seinen Leuten so erging. Der Geschäftigkeit nach, gab es wohl auch keine Probleme. Auf unsere Nachfrage hin, meinte er nur: „Läuft schon. Und bei Euch?“


Ich wollte schon auf das Thema „Steine“ überschwenken, da warf er uns noch den Satz „Ich hoffe ihr kommt vorran!“ etwas schroff entgegen. Wir nickten schnell und erzählten von unseren neusten Erkenntnissen. Mithrandir schüttelte nur den Kopf und winkte ab: „Steine? Da am Strand liegen genug Steine!“, „Aber wir suchen doch keine x-beliebigen Steine!“, erwiderte Canidio.

„In Sir Levis Tagebuch ist von den Yin-Yang-Steinen die Rede, die nur im Tal der Schlangen zu finden sind und IHR wisst darüber genauestens Bescheid!“, knurrte ich den Kontorwächter an. Das schien geholfen zu haben!

Mit einem Wink zitierte er uns näher heran und flüsterte: „Also gut ... Hinter dem Friedhof ist ein Steinkreis. Wer den hintersten Stein berührt, dem wird der Zugang zum Tal gewährt. Aber nur einzeln! Jedoch ...“, eine kleine Pause folgte und er fügte noch leiser hinzu:  „...wer dort hingeht kommt meist nicht zurück!“


In einem etwas lauteren Tonfall mahnt er uns noch: „Achtet auf die Statue! Der Hinweis in ihrer Hand! Desweiteren solltet ihr den vollständigen Namen des Meisters wissen! Sonst kommt ihr aus dem Tal nicht wieder heraus! Magische Sperren und dergleichen verhindern das.“, sein Zeigefinger vollzog einen Bogen gen Himmel.

Wir dankten ihm für die Auskunft und machten uns auf den Rückweg zum Atelier. Ich wollte unbedingt in ein paar Büchern danach suchen. Wir mussten vorbereitet sein. Ein Tal voller Schlangen - das klang auch nicht gerade beruhigend und eine Reise ohne Wiederkehr erst recht nicht. Aber welcher Meister war gemeint? Vielleicht war im Tagebuch auch ein Hinweis darauf enthalten.

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