Langsam neigte sich der Markttag dem Ende zu, doch an Ruhe war noch lange nicht zu denken. Entflohene Frösche, hitzige Wortgefechte und fragwürdige Experimente mit hochprozentigen Getränken sorgten dafür, dass der Abend mindestens genauso unterhaltsam wurde wie der Tag.
Und als schließlich die letzten Lichter erloschen, war eines gewiss: Dieser Markt würde noch lange Gesprächsthema bleiben.
Hoheitliche Inspektion und zweifelhafte Spezialitäten
Die Herzogin trat etwas zurück, um sich das Kunstwerk auf dem Boden näher anzusehen. Sie hob eine
Braue und deutete mit einem Finger darauf. „Sagt…“ begann sie mit
nachdenklicher Stimme. „Diese Ferkeleien konntet Ihr nicht unterbinden?“
Sir Levi sah sich suchend um, während ich mir verlegen den Nacken rieb.
„Ähm… nun ja. Man hat mir verboten, die Kunstwerke zu entfernen.“
 |
Alles sch ...! Aus der Sicht des Künstlers |
Ihre
Hoheit Jil verschränkte die Arme. „Oh? Und wer hat Euch das
verboten?“ „Man sagte mir, ich dürfte sie erst entfernen, wenn Ihr sie
gesehen habt.“ Die Herzogin seufzte. „Lass mich raten… eine Idee des
Statthalters?“ Ich nickte langsam und warf Canidio einen hilfesuchenden
Blick zu. „Ihr habt recht, Hoheit,“ bestätigte sie mit einem höflichen
Knicks. „Der Statthalter meinte, wir sollten die Bilder noch nicht
entfernen, bis Ihr sie begutachtet habt.“
Jil ließ den Blick über
den Stand schweifen und nickte anerkennend. „Ihr habt einen schönen
Stand, Lady Canidio.“ Dann fiel ihr Blick auf den Grill. „Und was ist
das?“ „Ah… meine Spezialität,“ antwortete ich mit einem etwas
gezwungenen Lächeln. „Grillhäppchen!“ Canidio lächelte sanft. „Eine
kleine Knabberei… und es scheint sehr beliebt zu sein.“ „Möchtet Ihr
einen Spieß?“ fragte ich freundlich, während ich einen frisch gegrillten
servierfertig machte. Natürlich war an der Form des Tieres eindeutig zu
erkennen, was es war.''
.jpg)
Jil betrachtete das Fleisch skeptisch und
wandte sich an Lady Ana. „Schaut, Lady Ana, es gibt auch kleine Braten
am Spieß.“ Bevor die Kommandantin etwas entgegnen konnte, ertönte
plötzlich eine entsetzte Stimme aus der Menge. „Verkauft Elyion da
gegrillte Eichhörnchen?“ fragte Jungfer Blue erschrocken.
„Rattenfleisch, Blue,“ korrigierte Anna trocken.
Die Herzogin
warf einen kurzen Blick auf den Spieß, zuckte jedoch sofort zurück und
winkte wild ab. Ich deutete unschuldig auf das Schild. „Aber Ihr hattet
doch schon einmal das Vergnügen?“ fragte ich mit einem breiten Grinsen.
AnaKathy
beugte sich etwas näher zu Jil. „Wünscht Hoheit, dass ich einen solchen
Spieß besorgen lasse?“ „Oh ja, nein! Ich hatte schon das Vergnügen!“
rief Jil hastig aus und schüttelte energisch den Kopf. Ich zuckte mit
den Schultern und deutete auf die dampfenden Spieße. „Och, wie schade.
Dabei ist es sehr zu empfehlen… Fragt Sir Levi oder den Schmied.“
Die
Herzogin atmete tief durch und strich ihr Kleid glatt. „Ich denke, wir
sehen uns erst einmal noch weiter um.“, „Natürlich, Hoheit.“ Canidio
verneigte sich höflich. „Und mit Quitte-Kohl-Marmelade als Häubchen ist
es ein wahrer Gaumenschmaus!“ fügte ich mit einem Augenzwinkern hinzu.
Jil lachte kurz. „Wenn ich den Statthalter gefunden habe, kann er meine
Einkäufe tragen.“
AnaKathy nutzte die Gelegenheit und wandte sich
an die Herzogin. „Erlaubt Ihr mir, vorher noch eine Kleinigkeit von
diesem Stand zu kaufen, falls es Eure wertvolle Zeit
erlaubt?“„Natürlich, Ana.“
Somit sackte Lady AnaKathy die ganze Palette an Wischrollen ein.
Von entflohenen Fröschen und verzauberten Spiegeln
Der
Marktplatz summte vor Leben, doch zwischen all den bunten Ständen und
dem geschäftigen Treiben gab es immer wieder kleinere Zwischenfälle, die
für Verwirrung und Erheiterung sorgten. Einer davon begann mit einem panischen Aufschrei. „Lucius! Hier ist ein Frosch auf dem Tisch!“ rief Yerk aufgebracht.
Lucius
Scaevola drehte sich zu ihm um und musterte die unerwartete Kreatur mit
gerunzelter Stirn. „Ein Frosch?! Wo zur Hölle kommt der her? Sowas
bieten wir hier nicht an! Schaff ihn weg! Oder besser noch… ab zum
Magier! Der grillt Ratten. Frösche passen bestimmt als Beilage!“
„Der
ist von Frekya! Sie muss ihn entfernen!“ Yerk wirkte entsetzt und rannte
quer über den Markt. Als er wenig später mit hängenden Schultern
zurückkehrte, seufzte er schwer: „Ich… ich konnte sie nicht finden…“
Lucius
rollte mit den Augen. „Dann holen wir ihre Meisterin! Schamanin Susi
kann das!“ Und so wurde kurzerhand die Heilerin herbeigerufen. „Lady
Susi…“ begann Yerk vorsichtig. „Oh, ich?“ Susi drehte sich fragend um.
„Wir haben da… etwas, das weg muss! Bitte!“ Susi trat neugierig näher.
„Ein Furunkel?“ Lucius deutete theatralisch auf den Tisch. „Schaut euch
das an, Schamanin!“
Susi seufzte, als sie den
Frosch entdeckte. „Ach, der! Den hatte ich schon gesucht.“ Yerk verzog
das Gesicht. „Ich bekomme von diesen Viechern Ausschlag… bitte, macht
ihn weg!“ Mit ruhiger Hand griff Susi nach dem kleinen Ausreißer. „Alles
gut, komm zu mir.“ Yerk atmete erleichtert auf und murmelte Lucius zu:
„Was für ein Hinterteil… ich liebe diese Frau.“
.jpg)
Während Susi den
Frosch zurückbrachte, wurde an anderer Stelle über eine andere
eigenartige Entdeckung gesprochen. „Das ist ein Spiegel von den Elben!“
erklärte Jungfer Blue mit ernster Miene. Anna kicherte. „Der Schmied
wollte mit dem Mann darin kämpfen!“, „Was?“, ich hob überrascht eine
Braue. „Ja!“ prustete Anna los. „Er hat nicht verstanden, dass es sein
eigenes Spiegelbild ist! Er wollte ihn packen, aber der Kerl kam nicht
aus dem Spiegel heraus!“
Susi, die das Gespräch hörte,
grinste zu Blue. „Dahinter steht übrigens die Zauberkiste, da sieht man
sich doppelt.“ Blue schmunzelte. „Ich sehe manchmal auch so doppelt.“
Lucius
lachte und prostete Yerk zu. „Trink darauf, Junge! Am besten mit
Schnaps!“, „Schnaps für Yerk? Kann das sein?“ fragte Ela amüsiert. „Ja,
Schnaps für Yerk!“ bestätigte Lucius und überreichte ihm eine Flasche.
Yerk nahm einen tiefen Schluck, seufzte und ließ sich schließlich auf
eine Bank fallen. „Was für ein Tag…“
Neue Kundschaft für Wischrollen und PilzeAnaKathy betrachtete die bunten Rollen neugierig. „Sir Elyion, was kosten die lustigen Dinger?“
Für
Euch nur eine kleine Münze,“ grinste ich. „Die hier mit Kräutern kann
man nicht nur für den… eh… ursprünglichen Zweck verwenden, sondern auch
als Duftspender, Gewürz oder Tee.“ Ich raunte leise: „Aber die Herzogin
hat mir verboten, sie als Kochzutat anzupreisen.“
Elamanu schmunzelte. „Und wann brüht man den Tee auf – vor oder nach dem Abwischen?“ „Natürlich vorher!“ lachte ich.
.jpg)
Während
AnaKathy ihre Rolle einsteckte, fiel Jungfer Blue ein weiteres Detail
ins Auge. „Sir Elyion, die roten Pilze da… kann man die braten?“, „Wenn
Ihr nicht halluzinierend durch den Wald rennen wollt, würde ich es
lassen. Die Roten benutzen wir als Mittel um Schmerzen zu betäuben.“
erwiderte ich trocken. „Die grauen dagegen sind sehr würzig.“.
„Bestimmt… gräulich,“ kommentierte die Herzogin amüsiert.
Blue
murmelte nachdenklich: „Dann wären die roten ideal für Sir Primus. Den
plagt oft das Zipperlein.“ „Dafür gibt’s doch Euren Kräuterschnaps,“
raunte ich. „So viel kann ich gar nicht brennen, wie er braucht,“
seufzte Blue.
.jpg)
Ein Frosch für die Herzogin
Die
Herzogin trat an den Stand der Amazonen und betrachtete amüsiert die
dargebotenen Waren. „Ich hörte, hier wird ein Prinz verlost?“ fragte sie
mit einem belustigten Schmunzeln. Jungfer Blue verschränkte die Arme
und brummte missmutig: „Ich habe nur Nieten gezogen, Hoheit.“, „Dann
müsst Ihr die Frösche wohl auch ordentlich küssen!“ erwiderte Jil
schmunzelnd. Blue errötete, während Susi mit einem Lächeln verkündete,
dass alle Frösche wieder da seien – oder zumindest fast alle, wie Frekya
leise hinzufügte.
„Frösche sind übrigens sehr hilfreich gegen
Haarausfall und Darmverstimmungen!“ erklärte Susi eifrig. „Wir haben
Heilkräuter, Tinkturen, Salben und allerlei Zeugs,“ ergänzte Frekya.
„Genau. Und Zeugs,“ bekräftigte Susi mit ernster Miene. Die Herzogin
betrachtete eine Reihe von Phiolen mit Tierteilen darin. „Nun… einiges
davon sieht doch recht gruselig aus,“ bemerkte sie in gedämpftem Ton.
„Ach,
das täuscht nur!“ winkte Susi ab. „Von den Tieren nehmen wir lediglich
einige Säfte oder Körperteile – und die sehen dann nicht mehr ganz so
furchterregend aus.“ Frekya schien sich plötzlich an etwas zu erinnern.
Sie griff in ihre Tasche, zog einen Frosch hervor, leckte kurz daran und
hielt ihn der Herzogin mit einem unschuldigen Lächeln entgegen. „Wollt
Ihr auch mal probieren?“ Jil zuckte erschrocken zurück.

Susi
stöhnte leise. „Frekya… Du kannst der Herzogin doch keinen Frosch
anbieten, an dem du eben noch geleckt hast!“, „Oh schade…“ seufzte
Frekya und ließ das Tier wieder in ihrer Tasche verschwinden. „Der
Herzogin reicht schon der alte Prinz.“ tuschelte Kerstin amüsiert.
Hoheit Jil lachte: „Ganz genau! Für den Rest meiner Tage ist mein
Bedarf an Prinzen gedeckt.“
.jpg)
Um das Debakel mit dem Frosch zu überspielen, nahm Schamanin Sui eine Flasche in die Hand und
präsentierte
sie mit einer gewissen Ehrfurcht. „Hier haben wir einen Schnaps, die
oberste Späherin hat ihn selbst gebraut. Er wird ‚Schädelspalter‘
genannt.“
Herzogin Jil hob interessiert eine Braue. „Hat dieser
auch heilende Wirkung?“ Susi nickte. „Er vernichtet alles im Körper, was
dort nicht hingehört. Eine reinigende Wirkung also – aber man sollte
nicht zu viel davon trinken.“ Ihre Hoheit betrachtete die Flasche
skeptisch. „Das klingt aber gefährlich.“ Dann wandte sie sich an
AnaKathy. „Habt Ihr schon einmal so einen Trank versucht?“
.jpg)
Jils
Begleiterin schüttelte hastig den Kopf. „Nein, Hoheit. Ich denke, das
würde ich auf ein anderes Mal verschieben.“ Jil lachte leise. „Eine
kluge Entscheidung. Ich fürchte, der Trank hat eine durchschlagende
Wirkung.“
Grüne Kunst und hüpfende Zwischenfälle
Bevor
Herzogin Jil zum nächsten Stand aufbrach, blieb sie kurz stehen und
betrachtete mit gehobener Braue ein weiteres grünes Muster auf dem
Boden. „Noch ein ‚Kunstwerk‘ des unbekannten Malers?“ fragte sie
trocken. Susi seufzte. „Ja, das war wieder der Wildpinkler.“
.jpg)
Die
Herzogin schüttelte leicht den Kopf. „Er scheint wenig Vertrauen in
eure Tränke zu haben.“ Dann fügte sie entschieden hinzu: „Diese
Schmierereien lasse ich heute noch entfernen. Ich hoffe, die werten
Amazonen sehen diesen Fauxpas nicht zu streng.“ „Aber nein,“ winkte
Frekya ab. „Das ist doch nicht so schlimm.“ Susi verschränkte die Arme.
„Es muss jemand sein, der etwas Grünes trinkt. Spinatsaft oder so.“
.jpg) |
Spinatsaft? Eher Klopapier-Saft! |
In
diesem Moment rief Ela vom nahegelegenen Marktstand herüber: „Frekya!
Hier hat sich einer eurer Frösche verlaufen, holt ihn bitte ab, bevor er
in einem Brot verschwindet.“ Jil lächelte amüsiert, als Frekya die
Stirn runzelte. „Was soll der denn im Brot? Das schmeckt doch gar
nicht.“
Susi
hob entschuldigend die Hände. „Verzeiht mich kurz, Hoheit.“ Behutsam
fing sie den Frosch ein und murmelte: „Nicht, dass du noch in einer
Torte landest.“ Die Herzogin nickte anerkennend und wandte sich an ihre
Begleitung. „Nun, werte Damen, ich empfehle mich erst einmal und sehe
mich mit Ana noch weiter um.“ Mit einem letzten Blick auf das skurrile
Szenario zog sie weiter über den Markt.
Der seltsame Spiegel
Mit
neugierigem Blick trat die Herzogin an einen großen Spiegel heran, der
mitten auf dem Marktplatz stand. „Was haben wir denn hier? Ein Spiegel
auf dem Markt?“ Die Schamanin Susi konnte sich ein Schmunzeln nicht
verkneifen. „Der Schmied Georg hat sich eben darin gesehen und wollte
sich mit seinem eigenen Spiegelbild prügeln.“
„Aber
der aus der Kiste kam einfach nicht raus“, fügte sie mit einem Grinsen
hinzu. Jil betrachtete sich eingehend in dem magischen Glas, als würde
sie überprüfen, ob auch wirklich keine zweite Herzogin aus dem Spiegel
heraussteigen würde.
Ein letzter Streit um Frösche
Als
sich die Nacht langsam über den Markt legte, kehrte allmählich Ruhe ein
– doch nicht ganz. Ein letztes Wortgefecht entbrannte zwischen Frekya
und dem Wirt Lucius.
„Lasst
mir ja keine Frösche mehr hier herumhüpfen!“ schimpfte Lucius und
funkelte Frekya streng an. „Waaaas?“ Frekya zog eine Schnute und
versuchte, gefährlich zu knurren. „Ich werf sie ins Feuer!“ drohte der
Wirt mit ernster Miene. „Nicht ins Feuer! Das tut denen doch weh!“
protestierte Frekya entrüstet.
Lucius
verschränkte die Arme. „Dann merk dir das!“ Sein Blick blieb
misstrauisch auf der Amazone haften. „Ich hab doch gar nichts
gemacht...“ verteidigte sich Frekya und stampfte mit dem Fuß auf, doch
Lucius ließ sich nicht beirren.
„Ja,
dann schau zu, dass es so bleibt! Ich sag dir, der nächste Frosch, der
hier herumhüpft... wird gegrillt! Egal, ob ihr dann einen Prinzen
weniger habt oder nicht!“
Frekya
bohrte demonstrativ in der Nase und starrte den Wirt trotzig an,
während Susi sich seufzend einmischte. „Frekya, verärgere nicht den
armen Wirt. Komm, lass uns essen und trinken.“ Mit einem letzten,
prüfenden Blick auf Frekya wandte sich Lucius schließlich ab.
Ein langer Tag geht zu EndeLangsam
leerte sich der Marktplatz. Die Händler begannen, ihre Waren
zusammenzupacken, und die letzten Besucher verabschiedeten sich
voneinander. In der Ferne klang noch vereinzeltes Lachen aus der
Taverne, doch der Trubel des Tages war vorüber.
Mein
Blick wanderte über die Szenerie. Es war ein ereignisreicher Tag
gewesen – mit skurrilen Zwischenfällen, heiteren Gesprächen und einigen
fragwürdigen Geschmackserlebnissen, bis auf meine Rattenspieße
natürlich. Die Herzogin hatte sich amüsiert, der Grünpinkler war noch
berühmter geworden, und sogar die Frösche hatten ihr Abenteuer erlebt.
.jpg) |
Sauber machen! |
Ich
atmete tief durch und ließ die Eindrücke sacken. Trotz all des Chaos
war es genau diese bunte Mischung, die das Leben in Carima so
einzigartig macht. Mit einem zufriedenen Lächeln zog ich meinen Mantel
enger um mich und blickte zu Canidio. „Zeit, heimzugehen.“ Die ersten
Sterne funkelten bereits über den Dächern, als wir den Markt verließen.