Mittwoch, 19. März 2025

Audienz mitten im Mai

Die große Halle war erfüllt von gedämpften Gesprächen und dem leisen Scharren von Stiefeln auf dem Marmorboden. Wie an jedem Sonntagabend versammelten sich die Bürger Carimas, um ihre Anliegen vor die Herzogin zu tragen und Neuigkeiten auszutauschen.

Gerade, als sich die ersten Anwesenden für die Audienz bereit machten, huschte eine hochgewachsene Gestalt eiligen Schrittes aus dem Saal. Es war Prinz Lennard, der sich mit einem kaum hörbaren „Muss mal...“ aus der Verantwortung stahl.

„Sextanerblase. Er hat wohl nicht das Zeug zum Kunstmaler“, murmelte die Herzogin ihm hinterher. Ein Raunen ging durch die Reihen, und hier und da sah man belustigte Blicke.

Den Anfang der Audienz machte Sir Leviathan, der mit ernster Miene vortrat und mit einem gewichtigen Goldbeutel klirrend auf den Boden warf. „Zwanzig Gulden Belohnung für den Wildpinkler!“ verkündete er mit fester Stimme.


Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen. Einige Anwesende hielten die Luft an, andere konnten sich ein verhaltenes Kichern nicht verkneifen. Die Herzogin hob eine Braue und musterte den Landgrafen abschätzend. Ob es die richtige Methode war, einen so gewitzten Gauner dingfest zu machen, würde sich noch zeigen. Doch eines war sicher – in den nächsten Tagen würde es genügend Gesprächsstoff geben.

Noch während das Gemurmel über die unverhoffte Kopfgeldjagd durch den Saal zog, trat Jungfer Blue entschlossen vor. Sie straffte die Schultern und sprach mit ernster Stimme: „Ich möchte einen Elefanten beantragen, Hoheit.“ Es folgte Stille. Dann räusperte sich die Herzogin und beugte sich leicht vor. „Einen... was?“

„Ein großes Tier mit zwei Schwänzen – stark genug, um Baumstämme zu ziehen!“ bekräftigte die Waldhüterin. Ein leises Prusten war zu hören. „Die Amazonen besitzen solche Tiere! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!“ Die Herzogin verschränkte die Arme. „Aber Ihr wisst schon, dass so ein Tier Unmengen an Futter benötigt? Und... passt es überhaupt in Eure Hütte?“

Blue zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Nun ja… nicht so ganz.“ Noch bevor Jil darauf erwidern konnte, trat die Schamanin Susi vor. „Wir könnten gelegentlich einen Zweischwanz – wie wir ihn nennen – für Arbeiten zur Verfügung stellen.“


Das Gespräch driftete ab in Überlegungen, womit man einen Elefanten am besten füttert. „Heu. Viel Heu“, murmelte jemand aus den hinteren Reihen. „Oder Wischrollen.“ Es folgte leises Gelächter, bis Blue schließlich seufzte: „Dann werde ich mich mit Susi absprechen.“


Zum Abschluss trat Lady AnaKathy vor, sichtbar nervös. Die Herzogin musterte sie mit Interesse und stellte die Frage, die wohl schon einige erwartet hatten: „Wollt Ihr Euch in Carima niederlassen?“


Die junge Frau errötete leicht und nickte schließlich. „Ja, Hoheit, wenn die Bewohner mich willkommen heißen.“

Ein vielsagender Blick zwischen ihr und dem Stadthalter Primus blieb nicht unbemerkt. Man tauschte einige freundliche Worte, und das Gespräch lenkte sich auf Pläne, ein Zuhause zu finden und die Gemeinschaft zu bereichern.

Nachdem sich keine weiteren Anträge mehr fanden, entließ die Herzogin die Versammelten mit einem wohlwollenden Nicken. Die Kerzen warfen flackernde Schatten an die steinernen Wände, und während die Anwesenden nach und nach die Halle verließen, hallten ihre Stimmen noch lange in den hohen Säulen wider.

Nachdem sich die Halle geleert hatte, zog ich Sir Levi beiseite und musterte ihn mit verschränkten Armen. „Also, Levi... zwanzig Gulden für den Wildpinkler? Ist das nicht ein wenig übertrieben?“ Leviathan zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Nein, warum? Ein kleiner Ansporn schadet nicht! Als Landgraf habe ich doch die Pflicht, der Herzogin unter die Arme zu greifen.“, „Ah... verstehe“, erwiderte ich und runzelte die Stirn. „Wer würde denn für zwei Silberlinge was tun?“ meinte Sir Levi abschließend.



Hier nich ein paar Schnappschüsse






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Die große Halle war erfüllt von gedämpften Gesprächen und dem leisen Scharren von Stiefeln auf dem Marmorboden. Wie an jedem Sonntagabend ve...