Mittwoch, 29. Januar 2025

Merkwürdige Brandspuren, ein neuer Dichter und der Fleckentferner - Audienz Anfang Mai


Der große Saal des Schlosses in Carima war erfüllt von einer Vielzahl an Stimmen, als ich den Saal betrat. Die Anwesenden hatten sich bereits versammelt, und die Luft war schwer vom Duft der Waldhüterin – ein Hauch von Maiglöckchen –, den sie mit reichlich Enthusiasmus verbreitete.


Die Atmosphäre war geprägt von einer Mischung aus höfischem Ernst und lebhafter Neugierde. Herzogin Jil eröffnete die Audienz mit gewohnter Würde: „Bürger und Freunde von Carima, ich heiße Euch willkommen.“ Ihre Stimme hallte durch den Saal, und alle Gespräche verstummten.

Als Jungfer Blue aufgerufen wurde, trat sie mit einer Mischung aus Stolz und Entschlossenheit vor. „Also Hoheit, im Wald ist alles in Ordnung, wie immer natürlich... aber...“ begann sie und hielt inne, um den Blick der Anwesenden auf sich zu ziehen.


„Manchmal bin ich ja zufällig in der Stadt, und da hat mir ein Matrose eine merkwürdige Beobachtung gemeldet. Er hat nachts vor der Taverne einen komischen Brandfleck entdeckt und eine Sandspur auf dem Pflaster.


Dann sah er einen Trunkenbold in voller Panik aus dem gewissen Örtchen neben der Taverne schreiend zum Hafen rennen, und eine dunkle Gestalt verschwand in der Dunkelheit!“


Die Herzogin runzelte die Stirn und überlegte laut: „Hat jemand versucht, den Abort anzuzünden? Was könnte das denn nur sein?“


Ihre Aufmerksamkeit richtete sich dann auf mich. „Ein erneuter missglückter Versuch unseres Magus?“ fragte sie mit einem Hauch von Ironie.


„Was... ich?“ protestierte ich, hob beide Hände und versuchte mich zu verteidigen. „Ich hab nichts gemacht!“ Ihre Hoheit Jil ließ jedoch nicht locker: „Magus... Ihr habt die Ausführungen der Jungfer gehört? Ich frage mich, könnte dies eine weitere Folge Eurer Papierrollen sein?“


Gerade als ich eine passende Antwort formulieren wollte, spürte ich eine seltsame Präsenz. Nichneven, diese gefährliche Nichte des Höllenfürsten, hatte ihren durchdringenden Blick auf mich gerichtet. Ein kalter Schauer durchlief mich, und mein Verstand verwirrte sich.

„Oh... ähm... Verzeihung! Die Bohnen,“ stammelte ich, als sich ein unkontrollierter Furz aus meiner misslichen Lage löste. Hastig wedelte ich mit meinem Hut, um die Situation zu retten. Die Reaktionen der Anwesenden ließen jedoch nicht lange auf sich warten.


„Noch ein Duft, aber keine Maiglöckchen,“ bemerkte Schamanin Susi  trocken, während Frekya hustete. Sir Yerk hielt sich demonstrativ die Nase zu und murmelte: „Bohaa... was für ein...“

Nichneven beobachtete die Szene mit einem unschuldigen Blick, der mich jedoch keineswegs täuschen konnte. Ich wandte mich an sie und fragte mit gesenkter Stimme: „Na... wieder so ein Streich von Euch?“ Nichneven funkelte mich nur an.


Sir Levi, der die Lage offenbar entschärfen wollte, drehte sich um und zischte: „PSCHT!“ Ich lehnte mich zu Levi hinüber und raunte leise: „Kann man die nicht in die Eiswüste schicken?“


Levi nickte kaum merklich und flüsterte zurück: „Ich arbeite daran...“. Nichneven schien die Anspannung zu genießen. „Ah ha...“ war alles, was ihr über die Lippen kam, während sie uns mit ihrem fiesen Blick musterte.



Der Neuzugang

Nach diesem Zwischenfall rief die Herzogin einen Gast in die Mitte des Saals. „Ah, sieh an, ein neues Gesicht.“


Der Mann trat vor und stellte sich höflich vor: „Mein Name ist Yerk Walde... mich ereilte der gute Ruf von Carima... so bin ich denn schweren Herzens gewandert... aber mit Freude hier angekommen. Ich danke auch den Hoheiten, dass ich im Lemondhouse untergekommen bin.“


Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: „Damit ihr ein wenig von mir erfahrt... ich beschäftige mich mit den philosophischen Zaradustra und seinen Göttern.“


Die Herzogin nickte anerkennend. „So, so... ein Dichter und Denker also.“ Sir Yerk lächelte bescheiden und sprach weiter: „Meine Fähigkeiten liegen im Wort, welches zum Ohr kommt... und wenn die Reife eines Schülers zum Hören bereit ist, werden auch die Worte kommen, die ihn mit Weisheit füllen. Hoheit... in der Mehrzahl liegt mein Handeln im Tun... was immer ihr wünscht.“

Sir Lennard, der aufmerksam zugehört hatte, rieb sich die Hände und nickte zustimmend. „Sehr gut...“ Die Herzogin klatschte begeistert in die Hände. „Eine Lesung, wie in den guten alten Zeiten, das wäre in der Tat fein!“


Nichneven hingegen murmelte leise, mit einem schelmischen Lächeln: „So jemanden könnte man als Folterknecht einsetzen... Tod durch Geschwätz... hm!“ Yerk zog sich daraufhin höflich zurück, und die Herzogin bemerkte: „Wir sind schon gespannt, was wir aus diesem Munde noch hören werden.“



Das Teppich-Debakel

Die Audienz im großen Saal des Schlosses zu Carima nahm eine unerwartete Wendung, als die Herzogin Jil mich erneut aufrief. „Magus,“ begann sie mit einem durchdringenden Blick, „was habt Ihr auf dem Herzen?“



Mit einem kurzen Blick in Richtung Jungfer Blue, räusperte ich mich und sprach: „Ihr hattet doch vorhin bei der Waldhüterin die Frage gestellt, warum der Grünpinkler sich nicht mehr blicken ließ... ähm, ich meine, die Frage gestellt.“

Ich hielt kurz inne, bevor ich feierlich fortfuhr: „Nun, daran trage wohl ich die Schuld! Ich habe diesem Scharlatan den Kampf angesagt und ein Mittel entwickelt, das gegen diese Farbe unverzüglich hilft!“


Dabei schnellte mein Zeigefinger in die Höhe, und ich gestikulierte wild in Richtung der Decke.


Die Herzogin hob eine Augenbraue. „Also ein Gegenmittel?“ fragte sie skeptisch. Mit Nachdruck zog ich eine Flasche aus meinem Gürtel hervor und erklärte: „Das hier ist die herkömmliche Farbe! Wenn ich das mal kurz demonstrieren dürfte...“ Ohne weitere Vorwarnung öffnete ich die Flasche und kippte den Inhalt direkt auf den edlen Teppich des Audienzsaals.


„Pühhh!“ rief die Herzogin entrüstet. „Jetzt kippt der Magus seine Pinkel hier auf den Teppich!“, „Das ist keine Pinkelei!“ protestierte ich hastig. „Das ist nur Farbe mit Wasser!“



Ich griff zur nächsten Flasche. „Und dies, Hoheit, ist das Gegenmittel. Es wird die Farbe sofort beseitigen... also fast... es dauert einen kleinen Moment!“ Mit diesen Worten propfte ich die Flasche auf und schüttete das Gegenmittel auf die Farbe. „Oh hoffentlich geht das gut...“ murmelte Kommandantin Anna.


Langsam begann die Farbe zu verblassen, doch an ihrer Stelle tauchte ein blauer Fleck auf. „Ah... da... es wird blau! Es wirkt!“ rief ich triumphierend.


„Na großartig, nun haben wir blaue Flecken!“ bemerkte die Herzogin trocken. Luba vom Turm murmelte leise: „Das ist ein echter Persianer...“



Mit einem Mal war ein großes Loch im herzöglichen Läufer! Aber das war zum Glück nicht echt. Die Flüssigkeit hatte die Teppichfasern mit unsichtbar gemacht ...


Ich atmete tief durch, während ich versuchte, die Situation zu retten und mit einer Handbewegung den Teppich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzte: „Also auf dem Straßenpflaster hat das immer gut funktioniert.“

Die Herzogin warf mir einen prüfenden Blick zu. „Also Magus... darum sehen wir keine Bilder mehr auf den Gassen?“ fragte sie. „Ja, Hoheit,“ antwortete ich eilig. „Ich habe höchsteigenspersönlichselbst die Bilder entfernt!“


Die Audienz endete schließlich mit den Worten der Herzogin: „Sehr bedauerlich, dass der Übeltäter noch auf freiem Fuß ist. Aber ich vertraue darauf, Magus, dass Ihr diese Sache klärt!“


Mit einem tiefen Seufzer verneigte ich mich und steckte die Flasche peinlich berührt zurück in meinen Gürtel. „Natürlich, Eure Hoheit... ich werde nicht kampflos aufgeben.“


Als ich mich schnell zurückzog, hörte ich Sir Lennard murmeln: „Naja, wenn das Zeug wirkt, dann bleibt wenigstens der Marktplatz sauber... und wir blamieren uns nicht beim Markt.“

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Audienz mitten im Mai

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