Freitag, 21. Februar 2025

Der große Markt - Teil 3

Gerade als man glaubte, der Markt hätte seinen Höhepunkt erreicht, erschien die Herzogin höchstpersönlich! Ihr Besuch war einerseits eine Ehre, andererseits aber auch eine heikle Angelegenheit – schließlich konnte niemand voraussagen, wie sie auf gewisse Waren oder unerwartete „Kunstwerke“ reagieren würde.

Heikle Werbung

Die Händler waren plötzlich noch etwas aufmerksamer, die Marktbesucher wichen ehrfürchtig zur Seite, und ich? Ich hoffte inständig, dass sie nicht allzu genau hinsah... Aber kommen wir noch zu den Ereignissen, die davor stattfanden ...


Und wieder drehte sich alles um Wischrollen und Rattenspieße

Sir Levi inspizierte mit prüfendem Blick meinen Stand, dann deutete er auf eine der Rollen. „Habt Ihr neue Papiere gemacht?“ Ich nickte mit einem breiten Grinsen. „Ja, das sind die Wischrollen ohne Nebenwirkungen. Da leuchtet nur die Rolle.“



Georg, der Schmied, trat gerade heran und brach in schallendes Gelächter aus. „Elyion, deine Rollen mit den Vogelstimmen sind doch alle für den Arsch!“ Ich hob mahnend die Hand. „Natürlich sind die... äh... bitte nicht so vulgär! Die Herzogin mag das nicht!“


Doch noch bevor ich weiter über die Raffinesse meiner Erfindung sprechen konnte, lenkte ich das Thema geschickt um. „Na, Schmied... auch einen Grillspieß?“ Georg musterte das Fleisch am Grill, doch sein Blick wanderte weiter zu Canidio. „Lady Canidio, was verkauft Ihr?“ Canidio begrüßte ihn mit einem Lächeln. „Seid gegrüßt, Georg... wollt Ihr ein Stück leckeres Fleisch kosten?“ Der Schmied staunte: „Ich setze mich gleich in die Taverne... gibt es hier auch Fleisch?“ Ich deutete mit einem ausladenden Schwung auf meinen Grill. „Aber natürlich! Hier bei mir!“



Georg nickte anerkennend. „Ja gerne, ich nehme etwas leckeres Fleisch.“ Canidio lächelte. „Versucht es einmal... Ihr werdet begeistert sein.“ Ich reichte dem Schmied einen frisch gegrillten Rattenspieß und grinste. „Wohl bekomms!“ Der Schmied nahm einen ersten Bissen, schien jedoch nicht ganz sicher, was er da gerade aß.



Ich konnte mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. „Wollt Ihr noch etwas für Euren A... Allerwertesten?“ fragte ich unschuldig. Doch Georg hatte bereits anderes im Sinn. „Ich gehe zu meinem Stand. Falls jemand Waffen oder Hufeisen braucht!“


Der Schamanenstand

Während ich noch überlegte, ob ich meine Wischrollen nicht um eine weitere exotische Sorte erweitern sollte, fiel mein Blick auf die Amazonen. Sir Levi schielte bereits neugierig zu ihrem Stand hinüber, wo allerlei Merkwürdiges feilgeboten wurde. Susi, die Schamanin, breitete mit einer einladenden Geste die Arme aus. „Sagt eine Krankheit, und ich suche euch das passende Mittel dagegen raus oder küsst einen Frosch, so könnt ihr einen Prinzen bekommen.“

Leviathan schnaubte. „Ich habe einen nervenden Furunkel am Hintern. Was soll ich mit einem Prinzen?“ Susi grinste. „Ja, das weiß ich nun auch nicht. Aber ihr könnt ihm einen Besen in die Hand drücken, dann kann er wenigstens sauber machen.“ Sir Levi zog eine skeptische Miene. „Ob das gut geht…?“


Ich trat einen Schritt näher und mischte mich ein. „Eine Krankheit nennen? Habt Ihr auch etwas gegen Eitelkeit?“ Leviathan hob belustigt eine Braue. „Wen wollt Ihr um die Ecke bringen, werter Freund?“ fragte er mich mit einem Grinsen. Ich räusperte mich: „Ähm… hüstel…“.

Susi schien ernsthaft darüber nachzudenken. „Eitelkeit… hmm… ich habe ein Mittel, das hässlich macht. Damit hat man dann genug zu tun und ist nicht mehr eitel!“ Ich legte nachdenklich die Hand ans Kinn. „Hmm…“ Dann fiel mir eine Lösung für Sir Levi ein. „Ach ja, alter Freund,“ meinte ich grinsend, „mit etwas Chilipapier brennt Ihr alles am Hintern weg…“


Leviathan verzog das Gesicht. „Ach so, das Chilipapier… nein, lasst mal, werter Freund. So brennend steh ich nicht drauf!“ Susi schien sich nicht beirren zu lassen und schlug prompt eine alternative Heilmethode vor. „Gegen den Furunkel hilft auch ein flacher Stock – einfach kräftig draufhauen, bis er weg ist!“ Levi brummte nachdenklich. „Hm... wo kriege ich nur jemanden her, der das macht…?“


Ich grinste und ging schließlich zu Canidio zurück. „Ich wollte eigentlich etwas anderes wissen… aber Sir Levi bekommt sicher die richtige Hilfe.“ Leviathan, der gerade im Begriff war, sich wieder unters Getümmel zu mischen, hielt kurz inne und warf mir einen kurzen Blick zu, als sein Name erneut fiel.


Die plötzliche Ankunft der Herzogin


Canidio stupste mich unauffällig an und beugte sich leicht zu mir herüber. „Unsere Herzogin ist hier,“ flüsterte sie leise. Ich fuhr zusammen. „Ach du Schreck... die Herzogin!“ Mein Blick wanderte augenblicklich zu meinem Grillstand – und vor allem zu dem unübersehbaren Schild, das stolz mit den Worten „Empfohlen von der Herzogin“ prangte. Hastig klappte ich es um und zog es rasch hinter den Grill. „Hah... sie hat’s nicht gesehen...“ murmelte ich Canidio zu, die mir mit einem leichten Lächeln zunickte.


Indessen verbreitete sich die Nachricht von der Ankunft der Herzogin rasch über den Markt. Lady AnaKathy war eine der Ersten, die sich ehrerbietig verneigte. „Eure Durchlaucht, seid herzlichst gegrüßt. Es ist mir eine Ehre, Euch wiederzusehen, Hoheit.“ Die Herzogin erwiderte freundlich: „Ich freue mich ebenfalls sehr.“



Ich stand unterdessen etwas steif neben meinem Grill, bemüht, nicht allzu auffällig zu wirken. Die Herzogin ließ ihren Blick über den Markt schweifen und sprach schließlich mit einem amüsierten Unterton: „Dank Euch haben wir nun einen stets gepflegten und wohl parfümierten Stadthalter.“


AnaKathy blinzelte überrascht. „Oh wirklich, Hoheit? Ist dem so?“ Sie schien über das Lob erstaunt. „Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, nicht dass ich an Euren Worten zweifeln würde, Hoheit.“ Die Herzogin schmunzelte. „Nun, ich werde sicher noch auf ihn treffen. Doch zuerst möchte ich mir die Stände ansehen. Wollt Ihr mich begleiten, Lady Ana?“. „Wie Ihr wünscht, Hoheit. Ich begleite Euch gerne.“.



Und so setzte sich die kleine Prozession in Bewegung, während ich erleichtert durchatmete. Mein Blick wanderte noch einmal zum versteckten Schild hinter dem Grill – hoffentlich blieb es dort unbemerkt.


Einmal um den Marktplatz und wieder zurück

Die Herzogin bewegte sich langsam über den Marktplatz und betrachtete die Stände mit sichtlichem Interesse. Als sie den Käsestand von Luba und der Waldhüterin passierte, fiel ihr Blick auf den Boden. Plötzlich lachte sie herzlich. „Ach sieh an, der Kunstmaler ist wohl doch noch unterwegs,“ bemerkte sie belustigt, als sie die grünen Bilder sah, die hier und da noch die Straßen zierten.

Der Kräuterstand wird als
"Kraut und Rüben" betitelt

AnaKathy folgte ihr wie ein treuer Schatten, stolz, an der Seite der Herzogin zu schreiten. Dann blieb Jil stehen und musterte die feilgebotenen Waren an einem Stand. „Das könnte der Stand des Magus sein,“ überlegte sie laut. Hastig sprang ich hinter dem Grill hervor und verneigte mich tief. Die Herzogin erwiderte die Begrüßung mit einem wohlwollenden Nicken und ließ ihren Blick über die zahlreichen Waren gleiten.



„Was habt Ihr hier alles im Angebot?“ erkundigte sie sich interessiert. Mit einer ausladenden Handbewegung begann ich, die Schätze meines Standes aufzuzählen – von Heilmitteln über exotische Gewürze, Kräuter, Leuchtmittel bis hin zu den allseits bekannten Wischrollen. Während die Herzogin die Gegenstände auf den Brettern prüfend betrachtete, raunte Susi derweil Sir Levi zu, ob ich ihr nun auch mein berüchtigtes singendes Klopapier verkaufen wolle. Levi zuckte nur mit den Schultern.



„Natürlich dürfen auch die berühmten Grillhäppchen nicht fehlen!“ fügte ich hinzu und deutete auf den Grill. „Meine Spezialität – und natürlich Canidios Marmeladen.“ Jil nickte anerkennend, ließ sich aber nicht von ihrer eigentlichen Inspektion ablenken. Ihr Blick fiel auf einen vergitterten Käfig, in dem einige Bücher lagerten. „Warum bewahrt Ihr Bücher in einem Vogelkäfig auf?“


Ich schmunzelte und klopfte gegen das Metall. „Das ist ein Diebstahlschutz! Wer versucht, eines der Bücher zu entwenden, bekommt ein derart brennendes Gefühl in den Fingern, als hätte er einen Zitteraal angefasst!“, „So, so... ein kleiner Zauber also?“ Die Herzogin schmunzelte. „Die Kristalle darin sorgen dafür. Aber sehr effektiv! Ich biete diesen Käfig in verschiedenen Stärken an – ein Dieb wird es sich sicher zweimal überlegen, noch einmal ein Buch zu stehlen!“


Jil nickte anerkennend, doch dann fiel ihr Blick auf eine kleine Flasche mit einem markanten Kreuz auf dem Korken. „Und was ist in dieser Flasche hier?“ „Oh... das ist spezielles Weihwasser gegen böse Omen.“ Die Herzogin hob amüsiert eine Braue. „Sehr interessant.“ Mit einem schelmischen Grinsen deutete ich auf meinen Mund. „Es wirkt gegen Spitzzähne!“ Jil lachte erneut und betrachtete die Flasche mit neuem Interesse.

Fast hätte die Herzogin ein Fläschchen gekauft – und wer weiß, wozu sie es wirklich brauchte. Doch in Carima konnte man ja nie wissen …


Dienstag, 18. Februar 2025

Der große Markt - Teil 2


Der Markt war nun in vollem Gange, und die Stände lockten mit den merkwürdigsten Angeboten. Es gab nichts, was es nicht gab – von Kräuterblättern, die sowohl als Tee als auch als Toilettenpapier taugten, über seltsame Spiegel, die das eigene Abbild so realistisch zeigten, als könne man ihm die Hand reichen, bis hin zu geistreichen Getränken, die nach einem Schluck zum Feuerspeien brachten.

Arrrggglllll!!!

In einer Ecke leuchtete ein Herz – das Herz eines Drachen, wie die Händlerin erzählte. Ein Artefakt voller Magie, das Geschenk eines besonderen Drachen.

Das Herz des Drachen

Daneben gab es ein schimmerndes Licht, das sich an Gesichter heftete und sie im Dunkeln zum Leuchten brachte – ein Hauch zwischen Magie und Spuk.

Voll ausgeleuchtete Schönheit – auch im Dunkeln!

An einem anderen Stand schwammen Meerestiere in Behältern, funkelten gruselige Insekten in gläsernen Kästen, und Frösche schienen auf ihren königlichen Kuss zu warten.

Mehr Viecher als Bewohner in Carima ...

Jeder Stand hatte so seine exotischen Dinge Manche davon konnten sogar schreien.



Manche Waren ließen die Besucher staunen, andere wiederum sorgten für skeptische Blicke oder unterdrücktes Kichern. Und dann gab es noch die kulinarischen Spezialitäten, die nicht jeder freiwillig kosten wollte...


Von duftenden Blättern und zwitschernden Rollen


Atalia betrachtete die kunstvoll aufgeschichteten Blätter mit einem schmunzelnden Ausdruck. „Welch schönes Toilettenpapier,“ bemerkte sie begeistert. Sie beugte sich ein wenig vor und raunte mit verschwörerischem Ton: „Fast zu schade, um es zu verwenden...“ Ich verschränkte die Arme und nickte stolz. „Ja... meine eigene Erfindung. Sie entstand aus der Not heraus. An einem Herbst wussten wir nicht wohin mit dem ganzen Laub, und ich habe es dann zu Wischblättern gepresst,“ erklärte ich und deutete auf die ersten Kreationen. „Jedenfalls liefen die Wischblätter so gut, dass die Palette nun beachtlich gewachsen ist.“

Atalia ließ ihren Blick über die vielfältige Auswahl gleiten und lächelte Canidio und mich anerkennend an. „Euer Stand ist auch so interessant... hier geben sich wirklich alle sehr viel Mühe.“ Ich zeigte auf eine besonders kunstvoll verzierte Reihe von Blättern. „Also ich kann die Kräuterwischblätter sehr empfehlen. Die könnte man auch zum Kochen verwenden oder einfach als Duftspender. Aber die Herzogin hat mir verboten, sie als Kochblätter anzupreisen.“ Ich raunte ihr grinsend zu: „Man kann sogar Tee damit aufbrühen.“


Atalia lachte leise und griff sich ein paar der Blätter. „Dann probiere ich sie gerne mal aus.“ Sie drückte mir ein paar Taler in die Hand. Ich verneigte mich leicht. „Danke sehr!“ Während Atalia ihr neues „Papier“ verstaute, ließ sie ihren Blick über die Steine zu ihren Füßen gleiten. „Ich bin ja wirklich gespannt, ob wir den jemals finden... diesen Künstler der grünen Gemälde.“

Die Worte der Wahrsagerin bewahrheiten sich:
Drohende Unwetter über Carima!
Gemalt vom Pinkelchronisten

Ich ließ den Blick über den Boden schweifen und wandte mich dann wieder meiner Präsentation zu. „Und diese hier,“ fuhr ich fort und deutete auf die Ecke mit kleinen, sorgfältig gestapelten Rollen, „lassen einem das Herz leichter werden.“ Ich grinste schelmisch. „Wenn man sich damit den äh... Allerwertesten abwischt, wird das Papier so gedrückt, dass die Luft aus den Kammern herausgepresst wird und es wie Vogelgezwitscher klingt.“ Demonstrativ drückte ich eine der Rollen zusammen – und ein fröhliches „Tiriliii“ erklang.

Zwitscher, zwitscher ...tirilieee!

Atalia schmunzelte und nahm schließlich Abschied. „Ich danke euch, liebe Canidio und werter Magier... ich sehe mich mal weiter um.“ Mit einem freundlichen Lächeln schlenderte sie weiter in Richtung Schmied.

Zwischen Kräutern, Schädeln und geheimnisvollen Pulvern

Kaum war die Elfe fort, machten die Amazonen an meinem Stand Halt. Kerstin betrachtete die Auslage mit kritischem Blick und neigte sich zu Susi. „Die haben hier viele bunte Pülverchen und Trockensachen in einer Kiste, Susi.“ Frekya ließ ihren Blick über die fein säuberlich geordneten Gläser und Bündel schweifen und nickte anerkennend. „Ohhh, das sind aber schöne Sachen.“


Ich verschränkte die Arme und erklärte mit einem stolzen Grinsen: „Das sind verschiedene Gewürze aus dem Orient, aber auch einheimische. Dazu getrocknete Kräuter und Blüten gegen verschiedene Wehwehchen.“  Neugierig glitten Frekyas Finger über einen Totenschädel, der inmitten der Auslage thronte. Sie strich mit leichtem Schmunzeln über dessen kühle, glatte Oberfläche.

Getöpfertes Kunstwerk

Susi musterte die Kräuter und schlug vor: „Wir können später unsere Pulver und Kräuter tauschen.“ Kerstin nickte zustimmend. „Müsst eh mal wieder den Vorrat im Sanctum auffüllen, Susi.“ Ich beugte mich leicht vor und raunte mit einem schelmischen Lächeln: „Aber ich muss hinzufügen, dass die Schädel getöpfert sind. Keine echten. Sonst würde die Kommandantin Ärger machen.“


Erschrocken riss Frekya die Augen auf. „Oh... oups.“ Susi sah mich ernst an. „Ohh, dürfen wir keine echten Körperteile verkaufen?“ Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Also ich jedenfalls nicht. Ich bin Bewohner von Carima. Das könnte für mich Ärger bedeuten.“

Frekya verschränkte die Arme und grinste. „Unsere sind echt... teilweise noch ein Servies meiner nordischen Oma.“ Susi seufzte und beugte sich zu Frekya hinüber. „Frekya, wir dürfen nichts Echtes verkaufen. Sag einfach, es wären auch nachgemachte Sachen bei uns.“ flüsterte sie eindringlich​.



Ratten am Spieß oder lieber gegrilltes Schwein?

Die Abendluft war erfüllt von köstlichen Düften, doch eine subtile Rivalität lag über dem Markt. Als in der Taverne ein verlockendes Spanferkel gebraten wurde, drehte ich meine ganz eigenen Spezialitäten an kleinen Spießen – saftige, goldbraun geröstete Ratten.



Mit einem breiten Grinsen wandte ich mich an Anna. „Oh... wollt Ihr auch ein Stück Fleisch, Lady Anna? Der Herzogin hat es sehr geschmeckt.“ Doch sie schüttelte energisch den Kopf. „Nee, Sir Elyion.“ Kerstin lachte. „Oh, Wanderratten am Spieß für YohShi!“

Ich deutete einladend auf meinen Grill. „Na... werte Hofdame... wollt Ihr auch mal probieren?“ Sie nahm einen Spieß entgegen und hielt ihn der Schamanennvizin Spießchen entgegen. „Hier, probier mal. Ist lecker!“ Frekya betrachtete das Fleisch skeptisch, ihre Miene verriet wenig Begeisterung. „Ähm...“ Canidio schmunzelte und bemerkte trocken: „Es schmeckt sicher gut... Elyion hat sie selbst gebraten.“

Mmmmmh, lecker!

Ich nickte eifrig. „Ja, selbst gefangen, abgemurkst, gehäutet und gebraten...“ schilderte ich in gewohnt anschaulicher Manier. Frekya verzog das Gesicht, doch der Duft schien ihr Interesse zu wecken. „Na ja, gut riechen tun die ja schon so gebraten...“



Ich ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen. „Ratten sind wie Früchte, ein Geschenk der Erde. Und so vielfältig zubereitbar... Ihr könnt sie am Spieß braten, backen, auf den Grill tun, rösten...“ Mit schelmischem Grinsen fuhr ich fort: „...sautieren, gratinieren, pochieren, bräsieren, panieren, blanchieren, haschieren, pürieren, passieren, flambieren, tranchieren, filetieren, arrangieren, verzieren, garnieren, aufs Brot schmieren...“ Kerstin lachte. „Und roh verdrücken wie YohShi!“



Ich hob mahnend den Finger. „Kastrieren... äh, ich meine kandieren! Das andere hält nur die Population klein. Man kann sie auch konservieren, einfrieren... für den späteren Verzehr.“ Anna hob die Hände. „Ich glaube, wir haben es verstanden, Sir Elyion.“


Doch ich war noch nicht fertig. „Es gibt Ratte mit Möhren, mit Bohnen, Erbsen, Kohlrabi, Ratte in Kohl gewickelt, Pfefferratte, Rattensuppe, Ratteneintopf, Rattensalat, Ratte mit Erdäpfeln, Ratte zwischen Brotscheiben, Ratte auf Brotscheiben, unter Brotscheiben... Das war’s, glaube ich.“ Ich atmete tief durch und grinste zufrieden. „Aber wie gesagt, sehr lecker!“ 


Nicht alle Marktbesucher waren von meinem kulinarischen Angebot überzeugt. Die Waldhüterin drehte sich abrupt um und marschierte in Richtung der Taverne. „Ich hätte gerne ein gegrilltes Schwein.“ Lucius, der Wirt, grinste breit. „Ein ganzes?“. „Ich hatte noch kein Abendessen.“ erklärte sie und setzte sich mit knurrendem Magen an einen der Tische.


Yerk, der Wirtsgehilfe, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen die Werbetrommel zu rühren: „Werte Damen... wir haben gutes Essen... frisch zubereitet und sicher lecker.“ Ich winkte dem Gildemeister Levi zu. „Sir Levi, alter Freund! Hier gibt’s Häppchen am Spieß! Nur für Euch!“ Leviathan, bereits von den verlockenden Düften angelockt, musterte meine Auslage mit Kennermiene. „Hmm... aha... oh... mmm...“ Ich hielt ihm einen Spieß entgegen. „Na... riecht das nicht lecker?“


Ohne zu zögern schnappte sich Levi die Ratte und biss herzhaft hinein. „Jaaa, das ist gut!“ rief er begeistert. „Mein werter Freund Elyion, Ihr wisst, wie man die richtig gut zubereitet.“ Ich lachte zufrieden. „Wir haben auch noch Quitte-Kohl-Marmelade... die schmeckt sogar zu gegrillter Ratte obendrauf!“



Als die Waldhüterin eine weitere Portion Haxe bestellte, ließ ich meinen Blick über den Markt schweifen. Ob ich den Wettstreit gegen das gegrillte Schwein gewann? Das mochte noch offen bleiben – aber zumindest hatte ich Sir Levi als treuen Stammkunden gewonnen.




Samstag, 15. Februar 2025

Der große Markt – Teil 1

Greta, die unermüdliche Putzkraft vom Hafen, tauchte mit Besen in der Hand auf und musterte die Szenerie mit skeptischem Blick. „Na, hier geht’s ja schon rund! Alle beim Essen?“ rief sie und stemmte die Hände in die Hüften. 


Atalia strahlte sie an. „Greta! Schön dich zu sehen! Wie geht es dir denn?“, „Ach, weißt du … der Rücken zwickt, der Zehennagel macht Ärger … aber was soll’s.“ Greta seufzte theatralisch und deutete auf die gepflasterte Straße. „Viel schlimmer ist das hier!“

Schwein gehabt! Es lebe die Kuh!
Das Schwein wurde gegrillt.

Lennard trat hinzu, sein Blick wanderte über den Boden – und verzog sich sogleich vor Ekel. „Der Grünpinkler! Der Kerl hat vor allen Ständen zugeschlagen!“ Atalia schüttelte den Kopf, während Greta nur trocken bemerkte: „Zum Glück hat er mich nicht gemalt!“, „Das wird die Herzogin nicht freuen …“ murmelte Lennard. „Und wenn der große Scherenjäger kommt, ist der Kerl bald sein Zipfelchen los!“

Atalia lachte leise, verabschiedete sich dann aber, um noch ein paar letzte Vorbereitungen zu treffen. Greta sah ihr enttäuscht hinterher. „Und ich dachte, Ihr putzt mit mir?“ Lennard räusperte sich schnell. „Äh, Atalia, warte! Ich komme mit dir!“ rief er und eilte ihr nach – sehr zum Unmut Gretas, die nur den Kopf schüttelte.

Es geht los ...

Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, und der große Markt in Carima wurde eröffnet. Händler priesen lautstark ihre Waren an, der Duft von gebratenem Fleisch und exotischen Gewürzen lag in der Luft, und Schaulustige drängten sich an den Ständen. Doch kaum hatte das Markttreiben begonnen, sorgte bereits das erste Ärgernis für Aufregung ...

Der Grünpinkler schlägt wieder zu

Ein markerschütternder Schrei ließ die Umstehenden zusammenzucken. „SAUEREI, VERLEUMDUNG UND NIEDERTRACHT!“ brüllte Frekya, während sie sich fassungslos durchs Haar fuhr.

„SAUEREI, VERLEUMDUNG UND NIEDERTRACHT!“
brüllte Frekya ...

Ich drehte mich neugierig um und betrachtete das fragwürdige Kunstwerk, das den Boden vor ihrem Stand zierte. „Was hat man Euch denn da hinterlassen?“ fragte ich schmunzelnd. Mit gerunzelter Stirn musterte ich die Linien. „Eine Flasche... mit einer Qualle drauf? Das passt doch eigentlich gut zu eurem Stand.“​.  Canidio seufzte. „Ihr habt wohl auch so ein Geschmiere vor eurem Stand ...“


Ich hob die Flasche mit meiner Reinigungstunke. „Ich werde das mal entfernen... in Ordnung?“ Doch Frekya fuchtelte wild mit den Armen. „Nicht entfernen! Das muss dem Primus gezeigt werden!“ Inzwischen hatte sich Primus Caproni neugierig genähert. „Ja, was haben wir denn da?“ fragte er belustigt, während er das Pinkelbild betrachtete​. Frekya war jedoch keineswegs amüsiert. „Jetzt wird dem Pinkler der Krieg erklärt! Man sollte diesem Knilch den Schniedelwutz zubinden!“

Qualle auf einer Flasche?
Eher Totenkopf ... oder?
Es ist vielleicht Interpretationssache ...
 

Zur Not hatte ich immer noch den Fleckentferner, falls das Geschrei überhand nahm. Susi schüttelte den Kopf. „Aber es stimmt doch, was da steht. Wir mischen auch Gifte zusammen.“ Frekya grummelte. „Ja, aber das muss doch keiner wissen. Außerdem kann man das netter ausdrücken als es zu pinkeln!“​


Kreischi – die Alraune im Glas

„Sagt mal, liebe Canidio... ist das da in dem Glas eine Alraune?“ fragte Atalia und deutete auf einen kleinen, unscheinbaren Behälter​. Ich grinste und nickte. „Ja, darf ich vorstellen? Kreischi, unser Standmaskottchen.“ Atalia zuckte erschrocken zurück, als sich die Alraune plötzlich leicht bewegte.


„Huiiii...“ Ich hob die Hand an den Glasdeckel und grinste schelmisch. „Ich heb mal kurz den Deckel... ja?“​ Atalia hob rasch die Hände. „Davor hab ich Angst... man sagt, dass Alraunen magische Kräfte in sich bergen!“ Canidio funkelte mich sofort warnend an. „Wehe dir, Elyion!“ Ich hielt inne, ließ meine Hand über dem Deckel schweben, dann grinste ich breit. „Na schön, na schön... ich will ja niemandem den Spaß verderben.“

Audienz mitten im Mai

Die große Halle war erfüllt von gedämpften Gesprächen und dem leisen Scharren von Stiefeln auf dem Marmorboden. Wie an jedem Sonntagabend ve...