Gerade als man glaubte, der Markt hätte seinen Höhepunkt erreicht, erschien die Herzogin höchstpersönlich! Ihr Besuch war einerseits eine Ehre, andererseits aber auch eine heikle Angelegenheit – schließlich konnte niemand voraussagen, wie sie auf gewisse Waren oder unerwartete „Kunstwerke“ reagieren würde.
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Heikle Werbung |
Die Händler waren plötzlich noch etwas aufmerksamer, die Marktbesucher
wichen ehrfürchtig zur Seite, und ich? Ich hoffte inständig, dass sie
nicht allzu genau hinsah... Aber kommen wir noch zu den Ereignissen, die davor stattfanden ...
Und wieder drehte sich alles um Wischrollen und Rattenspieße
Georg, der Schmied, trat gerade heran und brach in schallendes Gelächter aus. „Elyion, deine Rollen mit den Vogelstimmen sind doch alle für den Arsch!“ Ich hob mahnend die Hand. „Natürlich sind die... äh... bitte nicht so vulgär! Die Herzogin mag das nicht!“
Georg nickte anerkennend. „Ja gerne, ich nehme etwas leckeres Fleisch.“ Canidio lächelte. „Versucht es einmal... Ihr werdet begeistert sein.“ Ich reichte dem Schmied einen frisch gegrillten Rattenspieß und grinste. „Wohl bekomms!“ Der Schmied nahm einen ersten Bissen, schien jedoch nicht ganz sicher, was er da gerade aß.
Ich konnte mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. „Wollt Ihr noch etwas für Euren A... Allerwertesten?“ fragte ich unschuldig. Doch Georg hatte bereits anderes im Sinn. „Ich gehe zu meinem Stand. Falls jemand Waffen oder Hufeisen braucht!“
Der Schamanenstand
Während
ich noch überlegte, ob ich meine Wischrollen nicht um eine weitere
exotische Sorte erweitern sollte, fiel mein Blick auf die Amazonen. Sir
Levi schielte bereits neugierig zu ihrem Stand hinüber, wo allerlei
Merkwürdiges feilgeboten wurde. Susi, die Schamanin, breitete mit einer
einladenden Geste die Arme aus. „Sagt eine Krankheit, und ich suche euch
das passende Mittel dagegen raus oder küsst einen Frosch, so könnt ihr
einen Prinzen bekommen.“
Susi schien ernsthaft darüber nachzudenken. „Eitelkeit… hmm… ich habe ein Mittel, das hässlich macht. Damit hat man dann genug zu tun und ist nicht mehr eitel!“ Ich legte nachdenklich die Hand ans Kinn. „Hmm…“ Dann fiel mir eine Lösung für Sir Levi ein. „Ach ja, alter Freund,“ meinte ich grinsend, „mit etwas Chilipapier brennt Ihr alles am Hintern weg…“
Leviathan verzog das Gesicht. „Ach so, das Chilipapier… nein, lasst mal, werter Freund. So brennend steh ich nicht drauf!“ Susi schien sich nicht beirren zu lassen und schlug prompt eine alternative Heilmethode vor. „Gegen den Furunkel hilft auch ein flacher Stock – einfach kräftig draufhauen, bis er weg ist!“ Levi brummte nachdenklich. „Hm... wo kriege ich nur jemanden her, der das macht…?“
Die plötzliche Ankunft der Herzogin
Canidio stupste mich unauffällig an und beugte sich leicht zu mir herüber. „Unsere Herzogin ist hier,“ flüsterte sie leise. Ich fuhr zusammen. „Ach du Schreck... die Herzogin!“ Mein Blick wanderte augenblicklich zu meinem Grillstand – und vor allem zu dem unübersehbaren Schild, das stolz mit den Worten „Empfohlen von der Herzogin“ prangte. Hastig klappte ich es um und zog es rasch hinter den Grill. „Hah... sie hat’s nicht gesehen...“ murmelte ich Canidio zu, die mir mit einem leichten Lächeln zunickte.
Ich stand unterdessen etwas steif neben meinem Grill, bemüht, nicht allzu auffällig zu wirken. Die Herzogin ließ ihren Blick über den Markt schweifen und sprach schließlich mit einem amüsierten Unterton: „Dank Euch haben wir nun einen stets gepflegten und wohl parfümierten Stadthalter.“
Und so setzte sich die kleine Prozession in Bewegung, während ich erleichtert durchatmete. Mein Blick wanderte noch einmal zum versteckten Schild hinter dem Grill – hoffentlich blieb es dort unbemerkt.
Einmal um den Marktplatz und wieder zurück
Die Herzogin bewegte sich langsam über den Marktplatz und betrachtete die Stände mit sichtlichem Interesse. Als sie den Käsestand von Luba und der Waldhüterin passierte, fiel ihr Blick auf den Boden. Plötzlich lachte sie herzlich. „Ach sieh an, der Kunstmaler ist wohl doch noch unterwegs,“ bemerkte sie belustigt, als sie die grünen Bilder sah, die hier und da noch die Straßen zierten.
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Der Kräuterstand wird als "Kraut und Rüben" betitelt |
„Was habt Ihr hier alles im Angebot?“ erkundigte sie sich interessiert. Mit einer ausladenden Handbewegung begann ich, die Schätze meines Standes aufzuzählen – von Heilmitteln über exotische Gewürze, Kräuter, Leuchtmittel bis hin zu den allseits bekannten Wischrollen. Während die Herzogin die Gegenstände auf den Brettern prüfend betrachtete, raunte Susi derweil Sir Levi zu, ob ich ihr nun auch mein berüchtigtes singendes Klopapier verkaufen wolle. Levi zuckte nur mit den Schultern.
„Natürlich dürfen auch die berühmten Grillhäppchen nicht fehlen!“ fügte ich hinzu und deutete auf den Grill. „Meine Spezialität – und natürlich Canidios Marmeladen.“ Jil nickte anerkennend, ließ sich aber nicht von ihrer eigentlichen Inspektion ablenken. Ihr Blick fiel auf einen vergitterten Käfig, in dem einige Bücher lagerten. „Warum bewahrt Ihr Bücher in einem Vogelkäfig auf?“
Ich schmunzelte und klopfte gegen das Metall. „Das ist ein Diebstahlschutz! Wer versucht, eines der Bücher zu entwenden, bekommt ein derart brennendes Gefühl in den Fingern, als hätte er einen Zitteraal angefasst!“, „So, so... ein kleiner Zauber also?“ Die Herzogin schmunzelte. „Die Kristalle darin sorgen dafür. Aber sehr effektiv! Ich biete diesen Käfig in verschiedenen Stärken an – ein Dieb wird es sich sicher zweimal überlegen, noch einmal ein Buch zu stehlen!“
Fast hätte die Herzogin ein Fläschchen gekauft – und wer weiß, wozu sie es wirklich brauchte. Doch in Carima konnte man ja nie wissen …