Montag, 13. Oktober 2025

Schlangenbeschwörung, Froschküsse, arme Elefanten und Drachenfeuer - Audienz vom 21. Mai

Ein Bericht über die Audienz vom 21. Mai 2023 - Schon etwas länger her, aber dennoch genauso interessant wie vor über zwei Jahren. 

Wie jeden Sonntag versammelten sich die Bewohner Carimas zur Audienz bei Herzogin Jil. Die Luft vibrierte zwischen höfischer Disziplin und jener unterschwelligen Erwartung, dass gleich wieder etwas geschehen würde. Ich hätte wetten können, dass Jungfer Blue diesmal wieder im Mittelpunkt stehen würde.

Und tatsächlich – kaum wurde sie aufgerufen, trat sie vor und verströmte jenen Duft, der irgendwo zwischen Rosen und Stinkmorcheln lag. Mit großer Geste verkündete sie, sie wolle Sir Primus für einen Orden vorschlagen.

Der Statthalter röchelte. „Er hat uns todesmutig am Markt vor einer Riesenschlange beschützt! Die war mindestens hundert Meter lang!“, übertrieb die Waldhüterin. Sir Levi murmelte aus der letzten Reihe:
„Irgendwann fällt er am Marktplatz hin und wird für’n Orden vorgeschlagen.“ Herzogin Jil kämpfte tapfer um ihre Fassung – und verlor.

Natürlich stellte sich bald heraus, dass Blues Riesenschlange nur das zahme Haustier der Amazonen war. Lady Susi wurde herbeigerufen, um die Sache aufzuklären. „Die ist vollkommen ungefährlich“, sagte sie gelassen. Susi erklärte, dass sie die Schlange jeden Morgen melken, um ihr Gift für Gegengifte zu entnehmen. „Doch doch, wir können es gerne einmal ausprobieren.“ Der Statthalter als Schlangenmelker? Jedenfalls einen Pokal hat er schon. Fehlt nur noch ein Orden ...

Zwei Jahre zuvor ...

Sir Primus zog daraufhin alle Farben zwischen Scharlach und Kreideweiß durch. „Soll sich doch der Prinz beißen lassen!“ fauchte er. Die Herzogin blieb kühl: „Nun, Primus, wenn Ihr einen Orden bekommen sollt, wäre etwas Heldenmut schon angezeigt.“ Ich schwöre, in diesem Moment sah er aus, als überlege er, ob man einen Orden auch posthum ablehnen kann. Sein berühmter „Heldenmut“ bestand meist nur aus Wegrennen und Mitzerren Beteiligter, die es dann als Beschützerinstinkt auslegten.


Als wäre das nicht genug, hüpfte plötzlich ein Frosch durch den Saal und sprang in Richtung Blue.
Susi fing einen der Ausreißer ein. Die restliche Gesellschaft schwankte zwischen Ekel und Neugier.  

Wenn ich mich noch recht erinnere, war beim großen Markt das Gerücht entstanden, dass unter den Fröschen ein verzauberter Prinz zu finden sei. Ausgelöst durch Susi, die Schamanin: „Sagt eine Krankheit, und ich suche euch das passende Mittel dagegen raus oder küsst einen Frosch, so könnt ihr einen Prinzen bekommen.“ 

Herzogin Jil seufzte und meinte trocken, man solle vielleicht eine Steuer auf das Küssen von Fröschen erheben. Ich konnte sehen, wie einige Anwesende kurz überlegten, ob sie dadurch rückwirkend steuerpflichtig würden.


Blues zweites Anliegen betraf einen Elefanten, den sie für Holzarbeiten „ausleihen“ wollte.
Das Schiff, das groß genug wäre, gehörte ausgerechnet Lola von der Roten Laterne. „Der Bumskutter? Niemals!“, rief Sir Primus entsetzt. Herzogin Jil hob nur eine Braue. Jungfer Blue rechnete mit einer zweiwöchigen, langsamen Reise. Sir Primus konterte jedoch, dass das Tier auf der Überfahrt verenden würde, da das Schiff zwar den Elefanten tragen könne, aber nicht das Futter für die zwei Wochen Überfahrt fassen würde. Diesen Einwand musste die Herzogin gelten lassen. Ihre Hoheit fand, der Plan müsse noch ein wenig überarbeitet werden.

Glücklicherweise hatten die Jungfer und die Herzogin denselben Geistesblitz: Man solle Luba's Freundin, Kapitänin Lisbeth, fragen, deren schnelles Pira... äh... Handelsschiff eventuell aushelfen könnte, um die Reise zu verkürzen. Die Jungfer gelobte, sich darum zu kümmern.

Dann wurde ich aufgerufen. Man hätte am liebsten vorsichtshalber den Teppich beiseite gerollt – man kannte mich. Ich berichtete über die Brandspuren bei der Taverne: geschmolzenes Pflaster, Sand, der nicht von unseren Stränden stammen konnte. „Wüstensand“, erklärte ich und ließ meine Staffelei mit einem satten PLOPP erscheinen. Herzogin Jil zuckte, wie immer: „Magus, Ihr erschreckt mich jedes Mal!“ Ich entschuldigte mich und präsentierte meine Untersuchung.


Der Verdacht lag nahe: Die extremen Brandspuren, die sogar das Pflaster angeschmolzen hatten, deuteten auf echtes Drachenfeuer hin – oder jemand, der es nachahmte. In diesem Moment schwebte Panterain Silberhaar von oben herab, feurig und empört: „Nur Drachenfeuer oder das Bergfeuer (Lava) sind in der Lage, das zu vollbringen!“


Ein kurzer Disput entbrannte, bis die Herzogin mit ihrer typischen Mischung aus Strenge und Güte wieder Ordnung schuf. Dann trat Atalia vor mit der Idee: Vielleicht kein Feuer, sondern Hitze durch Gewicht, Magie – oder beides. Ich musste zugeben: ein kluger Gedanke.

Am Ende beauftragte mich die Herzogin, den Fall weiter zu untersuchen – gemeinsam mit Panterain und Atalia. Ich verneigte mich tief, packte meine Staffelei wieder ein (Puff!) und zog mich zurück.

Hinter mir hörte ich noch jemanden sagen: „Was für ein Untier könnte das sein – schwer und heiß? Primus seine Lola?“ Ich schwöre, das war nicht meine Bemerkung. Aber ich habe sie notiert. Für die Chronik, versteht sich. Und ich hatte da schon jemanden in Verdacht, aber diejenige war weder vom ...ährrrmm „Bumskutter", noch ein übermütiger Drache.

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