Sonntag, 3. April 2022

Eine unverhoffte Lieferung ...

Es war an einem späten Nachmittag. Ich erinnere mich nicht mehr ganz so genau. Aber es war an dem Tag, als es am Morgen besonders kalt war und sich ein Hauch Schnee aufs Atelierdach gelegt hatte. Ein Hafenarbeiter, der es gewagt hatte, irgend so eine Frufru als „SEIN“ Mädchen zu bezeichnen, wurde vor meiner Türe abgeladen.

Im ersten Moment dachte ich, ein Walfisch hätte ihm das Gesicht neu modelliert. Aber zum Glück war es nicht schlimmer als gedacht. Ich musste nur die Schwellungen in seinem Gesicht reduzieren. Die Zähne konnte ich ihm auch gerade richten und die gebrochene Nase wird in ein paar Tagen wieder schmerzfrei sein. 

Als ich den Ärmsten weggeschickt hatte, hämmerte es plötzlich an der Tür, so dass sie fast aus den Angeln fiel. Noch ein Verletzter?

Wer stört?!

Werwolf: *BUMM BUMM BUMM* ELYION *mit tiefer knurriger Stimme ruft*
Werwolf: *BUMM BUMM BUMM* ELYION *ein weiteres mal wieder holt*
Werwolf: *BUMM BUMM BUMM* ELYION *und wieder und wieder*


Ich eilte zur Tür und riss sie etwas entnervt auf. Fast hätte mir der Vandale noch ein blaues Auge verpasst, wenn ich nicht schnell genug den Kopf zur Seite genommen hätte. Ungläubig starrte ich mein Gegenüber an.

Vor mir stand ein zähnefletschender bepelzter Hüne, dem die Spucke aus dem Maul lief! Was wollte er nur? Vielleicht war er wieder so ein armer Irrer, der von einem Fluch befallen war?!


Werwolf: *sich fragend umsieht, doch es ist keiner zu sehen und blickt scheinbar ins Leere* Ist er das?
Hexe: *aus dem Rücken des Werwolfs ertönt eine hohe kreischende Stimme* Woher soll ich das wissen?! Dein Vater war kein Glaser!
Werwolf: Aber....
Hexe: *die hohe kreischende Stimme dröhnt in den Ohren* Geh zu Seite!


Werwolf: *stapft mit angelegten Ohren zur Seite*
Hexe: *schaut auf ein Papyrus dann in Elyions Gesicht* Jaaaaa... daaass.... iiiisssaaa... *zum Werwolf* Du kannst verschwinden!
Werwolf: *es scheint, dass er sich das nicht zweimal sagen lässt und haut sofort ab*
Hexe: Blödes Geschmeiß! *das mit der Stimme ist immer noch nicht besser* Ich soll Euch etwas überbringen! Ihr seht gar nicht so aus, als ob Ihr sowas nötig hättet.


Die Gebieterin des wandelnen Pelzmantels fing an, mich mit irgendwelchem Kram zu belegen, dass sie den weiten Weg extra wegen dieser wichtigen Angelegenheit auf sich genommen hätte und ihre Mission achso wichtig sei. Ihre durchdringende Stimme ließ mir fast das Trommelfell platzen. Ich kam dabei gar nicht erst zu Wort und hatte arg Lust, ihr die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

Zum Glück war Canidio gerade nicht da. Sie hätte der grünen Besucherin glatt einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt, nur um sie zum Schweigen zu bringen!


Ich hatte sogar überlegt, mir ein paar Möhren in die Ohren zu stopfen. Aber das hab ich mir dann doch verkniffen. Meine nächste Idee war, mit etwas Magie meine Ohren zu dämpfen, um nicht völlig taub zu werden.

Hexe: Hörst du mir überhaupt zuuu? *mit einem bösen Blick fragend guckt und die Stimme kreischt noch mehr*

Die Stimme der Frau war wirklich sehr unangenehm. War sie vielleicht noch so eine Botin von Lady Val? Oder vielleicht von Sir Levi?


Vor meiner Türe hatten ja nun schon etliche merkwürdige Gestalten gestanden, aber diese Person kostete mir den letzten Nerv. Da wäre mir ihr Handlanger dreimal lieber gewesen. Also was macht man, um das Problem zu lösen? Man stopft der Hexe das M ... nein, man bietet ihr einen Snack an, um den Redefluss zu unterbrechen. Ich hatte leider nur Möhren zur Hand und hielt ihr eine unter die Nase.
 
Elyion Arai holt zwei Möhren aus der Gürteltasche, beißt von einer ab und nuschelt: Auch eine?
Hexe: *danach greift und abbeißt* Aber ich bin nicht da um Möhren zu essen!


Mit ihrem gelben Kuchenzahn tranchierte sie die Möhre gekonnt wie ein Biber und fuhr danach mit ihrem Redeschwall fort. 

Hexe: Ich soll Euch das hier bringen! *hat eine Art Rosenzweig in der Hand und hält ihn Elyion vors Gesicht* Ich soll Euch ausrichten ... *noch immer kreischt die alte Schachtel* Ihr solltet das Ding mit Bedacht nutzen und Ihr könnt es auch nur einmal verwenden. Ihr würdet eine Unpässlichkeit für wenige Augenblicke auf Euch nehmen. Wenn Ihr aber den Punkt überseht, es von Euch zu entfernen, trifft Euch der Schaden ohne Gnade! Wollt Ihr sonst noch etwas wissen?


Ich griffelte mir den merkwürdigen Zweig und schüttelte den Kopf in der Hoffnung, sie würde nach der Übergabe schnell die Flatter machen. Das Gekreische war einfach nicht mehr zu ertragen! 

Hexe: *nickt und setzt sich auf ihren Besen und fliegt davon*

Mir lief noch ein Schauer über den Rücken. Die grüne Lady hätte es wahrlich mit meiner schreienden Alraune aufnehmen können. Ich war ehrlich gesagt froh, als ich endlich meine Ruhe hatte.


Etwas rätselnd sah ich noch auf den Zweig, den sie mir überreicht hatte. Mit den spärlichen Informationen konnte ich nicht wirklich viel anfangen. Es war klar, dass dieses Ding bei falscher Handhabung ziemlich gefährlich war. Ich entschloss mich, ihn erst einmal als Gefahrengut einzustufen und in meiner sicheren Schatzkammer zu verwahren, bis ich geklärt habe, wozu der Zweig überhaupt nützlich ist.

[Die Idee und die Werwolf- und Hexenbilder stammen von Sir Levi, der mir diese quietschende Limette auf den Hals gehetzt hat.]


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Noch eine tolle Rede!

Susi Soderstrom: Wir haben einen Schreiber, Peter ist sein Name. Er schreibt und zeichnet alles auf was uns wichtig erscheint. Und dieser Sc...